Fausts Erben

Die Geschichte des Weingutes, deren Bewohner und Erbauer

Der Hof

17. Jahrhundert

Die frühesten Erwähnungen über das Grundstück finden sich im Stadtarchiv aus dem Jahre 1763. Der damalige Richter Michael Müller bewirtschaftete das Lehngut. Die Initialen J.M.M. finden sich an 2 Stellen im Sandstein eingemeisselt, am Türsturz des Gewölbekellers zusätzlich mit der Jahreszahl 1763.

18. Jahrhundert

Ab 1805 gab es größere dokumentierte Um- und Neubauten durch Johann Gottlieb Müller. Im Schlussstein im Torbogen steht verewigt im Sandstein:

„Erbaut mit Gott im Jahre 1805, erneuert von J G M 1851“
und innen, jetzt leider nicht mehr sichtbar:
„Johann Gottlieb Müller 1805“

Wir nehmen an, dass in dieser Zeit das Haupthaus erneuert und ausgebaut wurde. Es ist als Wohnstallhaus konzipiert. Im Erdgeschoss Waschküche, Ställe, große, gemauerte Kreuzbögen. Im Obergeschoss die Wohnungen. Der Giebel hat ein dekoratives Fachwerk, das Dach kleine Fledermausgauben. Die hohen Sandsteinplatten am Gebäudefuß und die breiter als üblichen Sandsteingewände der Türen deuten auf eine reiche Familie hin. In dieser Zeit war dieser Hof das größte Gut im Dorf Cotta. Zusätzlich zum Großviehstall existiert hier auch ein Schrotmühle, von der es allerdings nicht viel Zeugnisse gibt. In alten Lageplänen erkennt man ein Gebäude mit sechseckigem Grundriss im hinteren Teil des Hofes, was wahrscheinlich die Mühle war (die Hebbelstraße hieß damals noch Wölfnitzer Straße):

Nachdem sich die Leutewitzer Windmühle gleich in der Nähe etabliert hatte (und ein bedeutend mehr Mehl mahlen konnte), sank die Bedeutung der Faustschen Schrotmühle. Zudem wurden ringsum Hauser aufgebaut, so dass auch der Wind die Mühle nicht mehr ausreichend umwehen konnte. Irgendwann geriet die Mühle in Vergessenheit und wurde abgerissen.

1838 besitzt die Familie 272 Quadratellen Land. 1837 wird das rechte Seitengebäude, das Gesindehaus gebaut. Das Haus ist halbseitig mit einem alten Gewölbe unterkellert, vielleicht der alte Weinkeller? Der Name und die Initialen Johann Karl Gottlieb Müllers tauchen jetzt häufiger auf.

Ganz in der Nähe, heute die „alte Meißner Landstraße 5“ besitzt er jetzt übrigens einen kleinen Weinberg mit einem Pavillion. Hier kann man auch heute noch die folgenden Inschriften lesen:

„Erbauet von Johann Gottlieb Müllern in Cotta 1827“
sowie einem Gedicht:
„Köstlich klar und rein Mög im Sonnenschein Dieser edle Wein Jahr für Jahr gedeihn. Und den Herrn Dankbarkeit sei den Reben stets geweiht. 1831“

19. Jahrhundert

Ab 1884 übernahm die Familie Faust über viele Generationen das Grundstück, baute viele Gebäude aus. Der Hof hat jetzt eine große Scheune mit mehreren großen Einfahrtstoren. Das in die Scheune eingebaute Tonnengewölbe dient als Futterlager. Im westlichen Teil sind weitere Ställe. In Hofmitte stand ein schönes großes Taubenhaus. In dieser Zeit etablierte sich die Bezeichnung „Faustsches Weingut“, die Besitzer unterschrieben meist mit „Faust’s Erben“. Die Fausts sind sehr fortschrittlich, als einer der ersten Höfe erhält das Faustsche Weingut Strom und fließend Wasser. Bis 1930 wurde das Grundstück noch intensiv landwirtschaftlich genutzt. Im Jahre 1933 werden mehrere Darlehn im Gesamtwert von 11000 Goldmarkt aufgenommen, vermutlich gab es größere Reparaturarbeiten. Ein südliches Stück des Gutes wird abgeteilt, es ist heute die Hausnummer 28 und beherbergt 2 weitere Häuser.

Die Landwirtschaft wurde eingestellt und Scheunen und Stallungen an Fuhrunternehmer vermietet. Der Garten wurde nur noch zum Obstanbau und Kleintierhaltung genutzt. Im zweiten Weltkrieg wurde hier ein Gefangenenlager für französische Kriegsgefangene errichtet. 1945 wurde der Hof von einer Brandbombe getroffen und zu 2/3 zerstört. Die Ställe und Scheune wurden notdürftig wieder aufgebaut. Zwei LKW Besitzer und dem Pferdegespann der Krickerows und Moses dienten die Scheune eine Zeitlang als Unterstellmöglichkeiten. In den 50er Jahren musste die Scheune jedoch wegen des schlechten Daches abgerissen werden. Hier entstanden ein paar Garagen in Privatinitiative.

20. Jahrhundert

In den Ställen wurde auf Anweisung „von oben“ eine Schweinemastanlage eingerichtet, aufgrund der übermäßigen Geruchsentwicklung glücklicherweise bald wieder eingestellt. Im Haupthaus zog die Maler PGH „Zukunft“ ein. Der hintere Teil wurde als Gartenland verpachtet, 2 Gartenlauben enstehen dort. Einer der Pächter versuchte sich in Nerzzucht, was jedoch auch wieder verboten wurde.

Nach der Wende wird das Grundstück von einem Bauträger infolge einer Zwangsversteigerung übernommen.

1990 brannte der Dachstuhl des Gesindehauses ab. Ausgelöst wahrscheinlich durch einen dort hausenden Obdachlosen. Das Feuer griff auch auf das große Haupthaus über und zerstörte dessen Dach zur Hälfte. Die Gebäude verfielen immer mehr. Irgendwann kippte der nun freistehende Schornstein aufs Nachbargrundstück, ein Glück das dabei niemand zu Schaden kam.

Der baufällige Fachwerkgiebel desHaupthauses wird auf Drängen des Schulleiters der 56. Grundschule eingerissen, zu groß war die Gefahr für die Kinder au dem Schulweg.

Das Grundstück verwildert, bis wir es wiederentdecken. Der Bauträger hatte kein Glück mit seinem Plan, 18 Reihenhäuser hier zu errichten, und möchte es wieder verkaufen. Unsere Chance!

2 Kommentare

  1. Nur für den Fall, dass ich das in der Schule früher richtig vermittelt bekam- 1763 ist doch schon 18. Jahrhundert, oder?

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